Gemeinde Weissach (Druckversion)

Information zum Starkregenrisikomanagement

Niederschlagsmessung der Landesmessstelle in Weissach, u.a. vom 23.06.2021

Meldungen über extreme Wetterereignisse, die Schäden in Millionenhöhe anrichten, sind immer häufiger in den Medien und der Presse zu verfolgen. Starkregenereignisse können grundsätzlich überall auftreten. Dabei entstehen Starkregenfluten sehr schnell und ohne große Vorankündigung, wodurch die Reaktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind. Auch in der Gemeinde Weissach haben Starkniederschläge wiederholt schwere Überschwemmungen mit enormen Sachschäden verursacht. Diese Schadensereignisse führen immer wieder vor Augen, wie empfindlich Siedlungsgebiete gegenüber Sturzfluten sind und wie machtlos Anwohner und Einsatzkräfte den Wassermassen gegenüberstehen. Nach den langjährigen Erfahrungen der Deutschen Versicherer resultiert inzwischen etwa die Hälfte der regulierten Überflutungsschäden aus derartigen lokal begrenzten Extremereignissen, so genannte „urbanen Sturzfluten“, die gerade auch fernab von Gewässern zu Überschwemmungen führen. Zwischenzeitlich geht man davon aus, dass bundesweit 50% der Hochwasserschäden durch solch lokale Starkregen ausgelöst werden. Der Klimawandel erhöht in diesem Zusammenhang zusätzlich den Handlungsdruck, auf kommunaler Ebene schon heute Anpassungsmaßnahmen und v. a. eine gezielte Vorsorge gegenüber Schäden aus urbanen Sturzfluten zu ergreifen. 

Das Land hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um den Schutz vor Flusshochwassern zu verbessern (HWGK, FGU, Maßnahmen). Ende 2016 hat das Land Baden-Württemberg einen Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement“ (SRRM) veröffentlicht und so auf die zunehmende Gefährdung reagiert. Mit dem Leitfaden wird nicht nur ein einheitliches Vorgehen sichergestellt, sondern auch die benötigten Datengrundlagen (DGM, OAK) bereitgestellt. Nach dem Leitfaden durchgeführte SRRM-Untersuchungen können ebenso wie daraus resultierende HWS-Maßnahmen gefördert werden (Fördersatz SRRM-Untersuchung: 70%, Maßnahmen bis zu 70%).

Städte und Gemeinden können lediglich lernen, wie mit den Gefahren umzugehen ist, wenn sie risikobehafteten Bereiche, Wege, Plätze oder Straßen kennen, durch die bei Starkregen, bzw. Hochwasser voraussichtlich große Wassermengen erwartet werden können.

Die Gemeinde Weissach hat nach der Flussgebietsuntersuchung Strudelbach für den Bereich Weissach im Jahr 2017 eine Starkregenuntersuchung durchführen lassen. Die als zentrales Ergebnis für drei Ereignisse (selten, außergewöhnlich, extrem) vorliegenden Starkregenkarten ermöglichen eine Bestandsanalyse – d. h. eine Einschätzung der derzeitigen Gefährdung. Darauf aufbauend wurde eine Risikoanalyse durchgeführt und ein Handlungskonzept entwickelt, um den Schutz der Bebauung vor solchen Ereignissen zu verbessern. Die Karten dienen aber auch der Information der Bevölkerung sowie der Vorsorge bei zukünftigen Baumaßnahmen. So können kritische Fließwege erkannt und die Starkregensituation direkt bei den Planungen berücksichtigt werden. Für das Einzugsgebiet des Strudelbachs steht aus der Untersuchung ein detailliertes und angepasstes Niederschlag-Abflussmodell zur Verfügung. Mit dem hydrologischen Flussgebietsmodell „FGM-Strudelbach“ werden die Zuflüsse aus den Landflächen und den Stadtflächen (Kanalnetz) getrennt nachgebildet. Die erforderlichen relevanten Gewässerstellen werden bereits größtenteils im vorhandenen FGM-Strudelbach berücksichtigt. Für zahlreiche Verdolungsstrecken liegen aus der FGU-Strudelbach die vorhandenen Leistungsfähigkeiten vor.

Im nächsten Schritt steht nun die Erstellung eines konkreten Handlungskonzepts, denn Starkregenereignissen begegnet man selten mit einer zentralen Maßnahme, sodass das Handlungskonzept letztendlich ein Bündel an geeigneten Einsatzplänen und Maßnahmen beinhaltet. Für dieses Handlungskonzept wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung vom 19.06.2023 eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen festgelegt. So werden als erste Priorität die Planungen für die Schaffung eines Rückhaltebeckens/Erdbeckens oberhalb des Hohwegs sowie die Planungen für die Porschestraße angestoßen. Parallel dazu erfolgt eine Überprüfung der Dimensionierung der Strudelbachverdolung in der Ortsmitte Weissach sowie das Umsetzen der Maßnahmen der zweiten Priorität, welche weniger Aufwand fordern. Hier soll eine Einlaufmöglichkeit in die Verdolung an der Seestraße geschaffen werden sowie Überprüfungen bzgl. einer Schaffung eines Notrückhalts an der Seestraße und Überprüfungen des Regenrückhaltebeckens Porsche getätigt werden. Nach Abschluss der eben genannten Projekte soll als letzte Priorität ein Erdbecken für den Rückhalt an der Friedensstraße geschaffen und der Einlauf an der Grabenstraße eingefasst werden. Hinzu kommt die Überprüfung der Situation oberhalb der Strudelbachhalle.

An dieser Stelle gilt es auch zu betonen, dass alle Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden und sich durch private Maßnahmen schützen müssen. So ist jede Person, die durch ein Hochwasser betroffen sein kann im Rahmen des Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Folgen des Hochwassers und Starkregens verpflichtet, Maßnahmen zu treffen, die einer Schadensminderung beitragen. Insbesondere bei der Nutzung von Grundstücken, die im Fall von Starkregen oder Hochwasser mögliche Folgen für den Schaden an Mensch, Umwelt oder Sachwerten verursachen könnten, sind anzupassen.

Extremes Abflussereignis, verschlämmt - Detailkarte 1

Extremes Abflussereignis, verschlämmt - Detailkarte 2

Extremes Abflussereignis, verschlämmt - Detailkarte 3

Extremes Abflussereignis, verschlämmt - Detailkarte 4

 

Hier finden Sie Informationen und Leitfäden zum Thema und u.a. zur Eigenvorsorge:

Internetseite des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: 

https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/buergerinnen-und-buerger

Hochwasserschutz Weissach - Präsentation des Ingenieurbüros Wald+Corbe

Präsentation des Ingenieurbüros Wald+Corbe

Broschüre "Starkregen. Was können Kommunen tun?"

Kontakt

Ihr Ansprechpartner bei der Gemeinde Weissach

http://www.weissach.de/index.php?id=1024