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Rückblick zur Informationsveranstaltung „Starkregenrisikomanagement und Hochwasserschutz“ am 03.07.2024 in der Strudelbachhalle
Wir freuen uns sehr über die Teilnahme von knapp 100 Personen an der Informationsveranstaltung zum Thema „Starkregenrisikomanagement und Hochwasserschutz“, welche am 03.07.2024 in der Strudelbachhalle stattgefunden hat. Neben der Präsentation des bisherigen Planungsstands innerhalb unserer Gemarkung haben die Interessierten die Möglichkeit erhalten, gezielt Fragen an die Verwaltung, das Ingenieurbüro sowie die untere Wasserrechtsbehörde zu richten. Die Verwaltung ist über das Interesse von jedem Einzelnen dankbar, denn eins ist klar:
Meldungen über extreme Wetterereignisse, die Schäden in Millionenhöhe anrichten sowie teilweise auch Personenschäden verursachen, sind immer häufiger in den Medien und der Presse zu verfolgen. Starkregenereignisse können grundsätzlich überall auftreten. Dabei entstehen Starkregenfluten sehr schnell und ohne große Vorankündigung, wodurch die Reaktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind. Auch in der Gemeinde Weissach haben Starkniederschläge in der Vergangenheit wiederholt Überschwemmungen mit Sachschäden verursacht. Diese Schadensereignisse führen immer wieder vor Augen, wie empfindlich Siedlungsgebiete gegenüber Sturzfluten sind und wie machtlos Anwohner und Einsatzkräfte den Wassermassen gegenüberstehen.
Das Land hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um den Schutz vor Flusshochwassern zu verbessern. Ende 2016 hat das Land Baden-Württemberg einen Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement“ (SRRM) veröffentlicht und so auf die zunehmende Gefährdung reagiert. Mit dem Leitfaden wird nicht nur ein einheitliches Vorgehen sichergestellt, sondern auch die benötigten Datengrundlagen bereitgestellt. Städte und Gemeinden können lediglich lernen, wie mit den Gefahren umzugehen ist, wenn sie risikobehafteten Bereiche, kennen, durch die bei Starkregen, bzw. Hochwasser voraussichtlich große Wassermengen erwartet werden können.
Die Gemeinde Weissach hat nach der Flussgebietsuntersuchung Strudelbach für den Bereich Weissach im Jahr 2017 eine Starkregenuntersuchung durchführen lassen. Die als zentrales Ergebnis für drei Ereignisse (selten, außergewöhnlich, extrem) vorliegenden Starkregenkarten ermöglichen eine Einschätzung der derzeitigen Gefährdung. Darauf aufbauend wurde eine Risikoanalyse durchgeführt und ein Handlungskonzept entwickelt, um den Schutz der Bebauung vor solchen Ereignissen zu verbessern. Die Karten dienen aber auch der Information der Bevölkerung sowie der Vorsorge bei zukünftigen Baumaßnahmen. So können kritische Fließwege erkannt und die Starkregensituation direkt bei den Planungen berücksichtigt werden. Für das Einzugsgebiet des Strudelbachs steht aus der Untersuchung ein detailliertes und angepasstes Niederschlag-Abflussmodell zur Verfügung.
Im nächsten Schritt steht nun die Erstellung eines konkreten Handlungskonzepts, denn Starkregenereignissen begegnet man selten mit einer zentralen Maßnahme, sodass das Handlungskonzept letztendlich ein Bündel an geeigneten Einsatzplänen und Maßnahmen beinhaltet. Für dieses Handlungskonzept wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung vom 19.06.2023 eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen festgelegt:
So wurden als erste Priorität die Planungen für die Schaffung eines Rückhaltebeckens/Erdbeckens oberhalb des Hohwegs sowie die Planungen für die Porschestraße angestoßen. Für die Porschestraße ist es ebenfalls angedacht, ein Trennsystem im Kanal vorzusehen. Auch die Bürgerbeteiligung konnte am 03.07.2024 erfolgreich unter der Priorität eins abgehakt werden. Parallel dazu wurde bereits Ende 2023 die unter der Priorität 1 geplante Überprüfung der Strudelbachverdolung in der Ortsmitte Weissach in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Überprüfung wurden in der Gemeinderatssitzung vom 22.04.2024 seitens des beauftragten Ingenieurbüros Wald+Corbe vorgestellt. Das Ergebnis dabei war eindeutig:
Die Berechnung der Strudelbachverdolung ergab, dass im Bestand lediglich das 10-jährliche Hochwasser sicher über die Verdolung abgeleitet werden kann. Für den 50- und 100-jährlichen Hochwasserabfluss ist die Strudelbachverdolung nicht leistungsfähig genug.
Zukünftig soll zwischen Weissach und Flacht das bereits im Jahr 2016 thematisierte Hochwasserrückhaltebecken erstellt werden. Die Planungen hierfür wurden erneut aufgenommen. Daher wurde die hydraulische Überrechnung der Strudelbachverdolung zusätzlich für die beiden Lastfälle 50- und 100-jährlicher Hochwasserabfluss unter Berücksichtigung des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) durchgeführt. Das Ergebnis: Beide Fälle könnten nach Bau des HRB´s sicher über die bestehende Strudelbachverdolung abgeleitet werden. Dies macht also deutlich, dass auf den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens im Strudelbachtal keinesfalls verzichtet werden kann. Die Verwaltung befindet sich bereits in Gesprächen mit dem Zweckverband Hochwasserschutz Strudelbachtal.
Es freut uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass auch Maßnahmen der zweiten Priorität bereits abgeschlossen werden konnten. So wurde nach vielen Jahren das Regenüberlaufbecken „Porsche“ an die Messtechnik der Kläranlage angebunden und überprüft. Weiter ist es geplant, eine Einlaufmöglichkeit in die Verdolung an der Seestraße zu schaffen sowie die Schaffung eines Notrückhalts an der Seestraße zu überprüfen.
Nach Abschluss der eben genannten Projekte soll als letzte Priorität ein Erdbecken für den Rückhalt an der Friedensstraße geschaffen und der Einlauf an der Grabenstraße eingefasst werden. Hinzu kommt die Überprüfung der Situation oberhalb der Strudelbachhalle.
Wichtig ist es der Verwaltung zu betonen, dass die Gemeinde die einzelnen Punkte nicht nacheinander, sondern teilweise parallel unter Hochdruck angehen wird. Zusätzlich ist es erforderlich, dass Grundstücksbesitzender aktiv werden und sich und ihr Grundstück durch private Maßnahmen schützen. Wir bitten aus diesem Grund jeden einzelnen Bürger, sich mit der Situation zu befassen und sich über mögliche Anpassungen auf dem eigenen Grundstück zu informieren (Erhöhung zur Garage, Hochsetzen von Lichtschächten, Rückstausicherungen Kanalnetz etc.).
Für Rückfragen zum Thema Starkregenrisikomanagement und Hochwasserschutz steht Ihnen Bauamtsleiterin Julia Wagner unter Tel.: 07044/9363-400 oder per E-Mail an wagner(@)weissach.degerne zur Verfügung.
Außergewöhnliches Abflussereignis
Präsentation des Ingenieurbüros Wald+Corbe
https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/hochwasserrisikokarten
Kontakt
Ihr Ansprechpartner bei der Gemeinde Weissach
- Julia Wagner (Ortsbauamt)
(07044) 9363-400
wagner(@)weissach.de